Quartiere leben vom Zusammenhalt
Gemeinsam mit dem EU-geförderten Projekt „AGQua - Aktive und Gesunde Quartiere Uhlenhorst und Rübenkamp“ hat die Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH (GWHH) am 20.08.2018 zu einer Tagung „Einen alten Baum verpflanzt man nicht - Wohnvisionen 2040“ in die Handelskammer Hamburg eingeladen. Ziel der Veranstaltung war es, Ideen zu entwickeln und auszutauschen, die es Menschen im Alter erlauben, möglichst lange in der eigenen Wohnung im angestammten Quartier zu verbleiben und selbstbestimmt zu leben. Der Einladung sind rund 120 Personen gefolgt.
Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks wies in ihrer Begrüßung darauf hin, dass die Stadt Hamburg dem selbstbestimmten Wohnen im Alter hohe Bedeutung zuschreibe und Maßnahmen für den Einbau von technischen Assistenzsystemen in Wohnungen auch durch die Gesundheitsbehörde gefördert würden. Sie begrüßte, dass sich in Hamburg mehrere Projekte mit neuen Ansätzen für das Wohnen im Alter beschäftigen, bei denen gerade die Aktivierung älterer Menschen von besonderer Bedeutung ist.
Die Vorträge eröffnete Bundesminister a.D. Franz Müntefering, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Er empfahl, sich frühzeitig mit der Frage, wie man im Alter leben wolle zu beschäftigen. Dann sei es noch möglich, die Weichen richtig zu stellen und z.B. durch Umbauten der Wohnung diese seniorengerecht zu gestalten. Viel Wert legte Müntefering darauf, dass soziale Kontakte in der Nachbarschaft ermöglicht und gepflegt werden sollten. Wie wichtig diese sind, verdeutlichte er mit der Initiative „Auf Rädern zum Essen“, bei der ein regelmäßiges Angebot für Senioren zu gemeinsamen Mittagessen und intensiven Gesprächen geführt hätte. Neben der Bedeutung sozialer Aspekte betonte Müntefering jedoch auch die Wichtigkeit von körperlicher Aktivität für ein gutes Leben im Alter: „Das Bewegen der Beine ernährt das Gehirn.“
Auch Prof. Ulrich Reinhardt von der Stiftung für Zukunftsfragen aus Hamburg betonte die Bedeutung der Nachbarschaft. „Der Anteil der Bevölkerung der über 60-Jährigen nimmt in den kommenden Jahren im Verhältnis zu den unter 20-Jährigen stark zu. Daher wird Service-Wohnen mit Dienstleistungen im Haus stärker nachgefragt werden. Mit zunehmendem Alter und vor der Hintergrund der Zunahme von Ein-Personen-Haushalten wird ein Zusammenrücken immer notwendiger werden, da man zunehmend aufeinander angewiesen sei.“
Joachim Seeger aus dem Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat verwies darauf, dass von den rund 40 Millionen Wohnungen in Deutschland erst gut 800.000 seniorengerecht seien, tatsächlich aber bis 2030 2,9 Millionen derart ausgestattete Wohnungen erforderlich seien. Er warb daher für die Inanspruchnahme der vielfältigen Förderprogramme des Bundes.
Prof. Uta Gaidys von der HAW referierte Ergebnisse einer Befragung im Projekt „AGQua - Aktive und Gesunde Quartiere Uhlenhorst und Rübenkamp“. Hierbei zeigte sich, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Quartiere technischen Entwicklungen zwar sehr positiv gegenüber stehen, sie aber technische und soziale Komponenten zur Unterstützung ausgeglichen sehen möchten. Dies bestärkt das Projektteam, neben dem technischen Ausbau der Wohnungen die Nachbarschaftskomponente und den Zusammenhalt im Quartier zu fördern.
In drei anschließenden Workshops diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen beruflichen Hintergründen wie Pflege, Wohnungswirtschaft oder Krankenkassen mit Seniorenvertretern engagiert und kontrovers über eine Fülle von Aspekten für das selbstbestimmte Wohnen im Alter.
Der Geschäftsführer der GWHH Jan Quast bezeichnete die Tagung als großen Erfolg, weil sie die verschiedenen Akteure zusammengebracht hat, die die nötigen Maßnahmen voranbringen können, um das selbstbestimmte Wohnen im Alter zu ermöglichen: „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben gemeinsam Ideen entwickelt, die Eingang in die Projekte finden können, die konkrete Maßnahmen für ein selbstbestimmtes Wohnen und gesundes Leben in den eigenen vier Wänden im Alter ausprobieren.“
Das Projekt „AGQua – Aktive und Gesunde Quartiere Uhlenhorst und Rübenkamp“ wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg gefördert.
Präsentationen
Eröffnungsrede der Senatorin Prüfer-Storcks
Impulsvortrag_Wie wollen und werden wir in Zukunft leben_Prof. Dr. Ulrich Reinhardt
Impulsvortrag_Bedarf altersgerechter Wohnungen und ihres Wohnumfeldes_Joachim Seeger
Impulsvortrag_Wie leben wir gesund im Quartier_Prof. Dr. Uta Gaidys