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Telemedizin – aktueller Hype oder nachhaltige Veränderung der Gesundheitsversorgung?

Web-Seminar am 23. Juni 2020

Die Konsultation einer Ärztin oder eines Arztes in einer Videosprechstunde hat zurzeit Hochkonjunktur. Doch damit ist das Potenzial der Telemedizin für strukturelle Verbesserungen im Gesundheitssystem bei weitem noch nicht ausgeschöpft.  

Durch die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie haben digitale Gesundheitsanwendungen, wie beispielsweise die Ferndiagnose und -behandlung einen großen Schub erhalten. Die Einstellung zur virtuellen Kommunikation hat sich verändert. Was lernen wir daraus? Welche Möglichkeiten bieten Tele-Monitoring und Telemedizin für Diagnostik, Therapie und Nachsorge? Wie kann die unterstützende Behandlung durch Telemedizin vorangebracht werden? Diese und weitere Fragen waren Thema der 9. eHealth Lounge des eHealth-Netzwerk Hamburg der Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH am 23. Juni 2020. Web-Seminar. In einer Online-Veranstaltung informierten die Referentinnen und Referenten zu Möglichkeiten, Nutzen und Grenzen für die Fernbehandlung und diskutieren anschließend gemeinsam über die Zukunft der Telemedizin.

 Die Veranstaltung eröffnete Herr Thomas Bott, Direktor der Regionaldirektion Hamburg der AOK Rheinland/Hamburg, mit einem Überblick zum aktuellen Stand der Fernbehandlung in Deutschland und deren Vergütung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Mittlerweile bieten 25.000 hausärztliche und psychotherapeutische Praxen eine Videosprechstunde an. Das entspricht ca. 25% der ambulanten Praxen in Deutschland. Nach wie vor bestehe von Seiten der GKV ein ureigenes Interesse an der Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung. Die Telemedizin habe das Potenzial, Versorgungsengpässe zu verhindern und die Vernetzung von Akteuren im Gesundheitswesen voranzubringen. Eine besondere Chance läge im Ausbau von digitalen Gesundheitsnetzwerken, um den Informationsfluss für Behandelnde und Patientinnen und Patienten zu verbessern.

Frau Annika Renelt, IT Projektmanagerin eHealth bei Asklepios Service IT GmbH und Projektleitung für konzernweite Einführung digitaler Anwendungen, stellte den Roll-out der Videosprechstunde bei den insgesamt 106 Asklepios Kliniken und MVZ in Deutschland vor. Die UseCases umfassen die privatärztliche und die Chefärztin- und Chefarztsprechstunde, das Aufklärungsgespräch vor der Aufnahme und vor Operationen sowie ambulante Sprechstunden und die Psychotherapie. Herausforderungen bei der Einführung seien u.a. die Definition von Prozessen mit den beteiligten Berufsgruppen, Haftungsrecht, Datenschutz und Datensicherheit, die Klärung technischer Voraussetzungen und Schnittstellen. Hilfreich für die Umsetzung wären ihres Erachtens eine höhere Transparenz innerhalb der oben genannten Prozesse und mehr Möglichkeiten der Abrechnung mit den gesetzlichen Krankenversicherungen sowie Standards zu Haftungsrecht und Datenschutz.

 

Im dritten Vortrag stellte Frau Dr. Ulrike Lupke, geschäftsführende Gesellschafterin und Gründerin des MoVA Instituts die Nutzung der Telemedizin im Bereich der psychischen Gesundheit und insbesondere der Verhaltenstherapie vor. Fernbehandlungen seien wirksam und nach anfänglicher Skepsis hätten ihre Patientinnen und Patienten die Videobehandlung gerne genutzt. Nur sehr wenige Patientinnen und Patienten hätten die Behandlung nach der Umstellung auf die virtuell durchgeführte Therapie abgebrochen. Allerdings seien alle Patientinnen und Patienten nach der Aufhebung des Lockdowns wieder zur Therapiesitzung in die Praxis gekommen.  

Herr Dr. med. Lars Lomberg, Facharzt für Innere Medizin in der Praxis eppendocs in Hamburg, schilderte anhand von fünf Beispielen die Unterstützung der ärztlichen Primärversorgung durch Telemedizin. Abklärungsgespräche, die psychosomatische Primärversorgung, das Therapiemonitoring chronisch Kranker, akute Atemwegsinfekte und Gesundheitsuntersuchungen könnten hervorragend in Videosprechstunden durchgeführt werden. Digitale Anwendungen in der Arztpraxis würden zwar von den Patientinnen und Patienten mehr und mehr akzeptiert, die Integration in den Praxisalltag sei jedoch noch mit erheblichen organisatorischen Herausforderungen verbunden. Außerdem fehlten zukunftsfähige Honorarlösungen für virtuell erbrachte Leistungen Ein besonders großes Potenzial der Telemedizin liegt nach seiner Auffassung im Home Monitoring von Patientinnen und Patienten mit Vitalwertkontrollen.

In einer abschließenden Talkrunde diskutierten die Referentinnen und Referenten gemeinsam über die Zukunft der Telemedizin und plädierten dafür, den aktuellen Schwung zu nutzen, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen weiter auszubauen. Das eHealth-Netzwerk Hamburg bedankt sich bei allen Referentinnen und Referenten für die interessanten Beiträge und bei den Teilnehmenden für die aktive Beteiligung.

Das Projekt eHealth-Netzwerk Hamburg wird gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und die Freie und Hansestadt Hamburg.

 

 

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